Vom Nickname zum Neonazi

Mein Sohn ist 15 Jahre alt, ein eher ruhiger Schüler, versteht sich gut mit seinen Klassenkameraden und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sein Selbstwertgefühl könnte stärker sein, er ist sehr emotional. (wird ihm Unrecht zugesprochen, ist er oft den Tränen nahe) ich bestärke ihn immer wieder seine Meinung zu den Lehrern zu äußern, sachlich und ruhig. Ansonsten ist er etwas zerstreut und vergisst schonmal das ein oder andere. (Entschuldigungen z. B) Er besucht ein Gymnasium. Folgendes geschah vor den Herbstferien.

Projektwoche 1. Stunde: Ein Onlinespiel und jeder sollte sich einen Nickname geben.
(ich finde es nicht in Ordnung, aber ich finde auch Z. B Hurensohn, du Opfer o. ä genauso schlimm, was aber unter Jugendlichen gesagt wird, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht)

Naja er nannte sich also „du Jude“ dies sah der Lehrer und war fassungslos. Mein Sohn hat seinen Namen sofort geändert während der Lehrer sichtlich überfordert nicht aufhörte auf ihn einzureden. Mein Sohn fragte ob er evtl auch kurz was dazu sagen dürfte? Doch der Lehrer meinte, das Thema wäre ihm zu heikel und somit saß er sofort vor der Tür der Schulleitung, die weiter auf ihn einredete und ihn fragte was in seinem anscheinend sehr kleinen Hirn nicht stimmen würde?

Mein Sohn hat sich entschuldigt und gesagt, daß es nicht in Ordnung war und das er ja keinen damit angesprochen hat. Es wäre ausserdem das selbe wie „du Christ“ du Moslem usw… Da sie das Thema des ewigen schuldig fühlen nicht mal im Unterricht bis jetzt hatten, wusste er wirklich nicht so recht wie ihm gerade geschah.

Sie meinte sie müsste diesen Vorfall eigentlich melden und das würde zu einem Schulverweis führen, er beteuerte nochmals das er doch gar nichts gemacht hat.

Ende vom Lied… Er flog aus der Projektgruppe und wurde einer neuen Gruppe zugeteilt. Dort ging es um Juden in unserer Umgebung. Diese Gruppe war eigentlich nur für die 10-12 Klässler. Er fühlte sich unwohl, jeder fragte was er gemacht hat und warum er nun da sei, da er noch zu jung war um in dieser Gruppe sein zu können.

Nach dem 2. Tag bat mein Sohn mich ihn für die Restwoche krank zu melden, was ich gut verstehen konnte. Hab ihn also Mittwochs krank gemeldet und die Dame am Telefon meinte nur, denken sie an das Attest vom Arzt, da die Ferien anfangen würden. War mir bewusst, er ging zum Arzt und holte sich dieses. Ich sagte zu meinem Sohn, das ich eigentlich ein Gespräch mit der Schulleitung führen müsste, weil das nicht in Ordnung war, was da passierte.

Er meinte aber, das ich es lassen solle, weil die Schulleitung ja meinte, sie müsse es EIGENTLICH melden…. Er wollte einfach nicht noch mehr Stress und hoffe, die Sache wäre damit erledigt.

1. Schultag nach den Ferien.
Ich bekam einen E Mail seitens der Lehrerin, die mich wirklich sehr sehr wütend gemacht hat (werde ich zu Schluss hinzufügen)
Ich sprach meinen Sohn an und zeigte sie ihm.
Daraufhin sagte er, daß es in der Schule auch scheisse war. Klassenlehrerin/ Deutschstunde
Aussage laut meines Sohnes der Lehrerin vor der Klasse:

Da wir einen Schüler unter uns haben, der zum Antisemitismus neigt, werden wir heute einen Film gucken. In dem Film ging es natürlich darum wie die Juden ausgehungert, misshandelt, und umgebracht wurden. Mein Sohn sagt, die Bilder wären grausam und er musste zwischendurch weggucken, doch die

Lehrerin ermahnte ihn mehrmals und sagte, schau es dir an und guck dorthin!!!

Tja und nun sitze ich fassungslos hier und habe nur dieses Thema im Kopf. Hat mein Sohn überhaupt noch eine Chance? Wäre ein Schulwechsel angebrachter? Wie gehe ich dieses Gespräch an? Ich bin wirklich wütend über das was gerade geschieht.

Die Mail der Schule:

Sehr geehrte Frau xxxxxxx,

hiermit möchte ich Sie über xxxxxx (Sohn) negativ aufgefallenes Verhalten während der Projektgruppe informieren.

Er gab sich am Montag (08.10.) bei der Projektgruppe von Herrn xxxx beim Kahoot-Quiz den Nickname „Du Jude“, woraufhin Herr xxxx ihn direkt aus seiner Projektgruppe herausgeworfen und zu Frau xxxx schickte, die ein erstes Vier-Augen-Gespräch mit ihm führte. Als erzieherische Maßnahme wurde xxx fortan für die restliche Woche zum Projekt über Juden in xxxxxxxxxxx geschickt. Am Dienstag nahm er an den Veranstaltungen der Projektgruppe teil, nörgelte jedoch unentwegt über Diverses.

Mittwoch wurde von Ihnen erst gegen 11 Uhr krankgemeldet, obwohl eine Krankmeldung zwischen 7:30 und 8:00 Uhr erfolgen soll. Donnerstag und Freitag erschien xxxx wiederum gar nicht und wurde von Ihnen auch nicht offiziell abgemeldet. Für das Fehlen direkt vor den Ferien ist ein Attest notwendig, das vor Ferienbeginn hätte abgegeben werden müssen, was xxxx aber erst am ersten Schultag nach den Ferien tat, als ich ihn dazu aufforderte.

XXXXX Ignoranz gegenüber jeglicher (schulischer) Verpflichtungen und Regeln sowie seine antisemitischen und rassistischen Äußerungen sind alarmierend. Sie werden von mir und der gesamten Schulgemeinschaft nicht toleriert. Zu einem klärenden Gespräch fordern wir Sie und xxxxxx auf. Der Termin wird Ihnen schriftlich mitgeteilt.

Ein Gedanke zu „Vom Nickname zum Neonazi

  1. Die Reaktion der Schule ist unangemessen heftig. Den Schüler vor der Klasse vorzuführen ist eine schlimme Diskriminierung und kann leicht zur Stigmatisierung führen. Ihn dann auch noch zu zwingen, die Greueltaten im Film anzuschauen ist Anwendung purer Gewalt. So nicht Frau Lehrerin.

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