Nun sagt doch mal

Bettina geht in die 4. Klasse einer schwäbischen Grundschule. Obwohl – oder gerade – weil die Klasse mit 16 Schülern klein ist könnten die Lernvoraussetzungen ideal sein. Irgendwie haben die Lehrer dort ein Problem, denn die Klasse ist extrem laut und unkonzentriert.Weil das keiner wahr haben wollte, wurde eine Lärmampel in der Klasse installiert, in der merkwürdigen Hoffnung, dass die Kinder bei roter Ampel leise werden würden. Die Aktion musste nach 1 Woche beendet werden, denn die Ampel stand immer auf ROT.

Erklärung: Rot entspricht einem gemessenen Schalldruckpegel von 85 dB. Eine normale Unterhaltung erzeugt einen Pegel von 40-60dB, eine Hauptverkehrsstraße „lärmt“ mit 80-90dB.

Die Erkrankungsrate unter den Lehrkräften nahm zu, genauso wie die Aggressivität der Kinder untereinander. Bettina hatten sie sich ausgesucht und das Mobbing begann. Bettina war ein ruhiges Kind und wollte lernen, das passte nicht zum Lärmpegel.

Natürlich gab es Gespräche, mit der Klasse, mit Eltern, mit der Haupttäterin – aber eben nur Gespräche! Die Erstreaktion von Lehrern ist immer diesselbe:“Dann reden wir mal mit…“.Warum auch immer -  Lehrer glauben, wenn sie einen Mobbingfall mit der Klasse bereden, könnten sie dadurch die Situation lösen.

Da kam die geniale Idee der Klassenlehrerin gerade recht. Sie forderte die ganze Klasse im Beisein von Bettina auf: Nun sagt doch mal, was stört euch denn an Bettina“.  (Und danach geben wir uns schön die Hände, sind wieder lieb und alles ist gut)

Bingo!Volltreffer!Ein pädagogisches Highlight!

Kommentar: Für das Opfer ist das eine unerträgliche Sitation. Es ist in seiner Würde verletzt und massiv beschämt. Mitschüler lernen auf diese Weise, dass man als Opfer vor der Klasse bloßgestellt wird und als Täter die erwünschte Aufmerksamkeit erfährt. Die Angriffe auf das Opfer erfolgen nun offen, da die Lehreraufforderung als Legitimation verstanden wird. Endergebnis: Mobbing nimmt massiv zu!

Mein Vorschlag (auch an die Schulaufsicht): Das Kollegium hat dringenden Fortbildungs- bzw. Weiterqualifizierungsbedarf.