ADHS und Opferrolle

mein Sohn ist 10 Jahre alt, leidet an ADHS und geht in die 4.Klasse. Er wird schon seid sehr langer Zeit permanent gemobbt.

Die Situationen sind: er wird mit einem Spottlied begrüßt, in den Pausen abgefangen, sobald er im Konflikt mit einem Mitschüler ist, verabreden sich einige Mitschüler um es ihm `heimzuzahlen`.

In seinem Zeugnis schreibt die Schule `Er ist mittlerweile in weniger Konflikte verwickelt, hat aber nach Zwischenfällen ein unkontrolliertes Verhalten und kann nicht sein Verhalten reflektieren`

Nun frage ich mich aber,wie kann ein Kind sein Verhalten reflektieren wenn es grad kurz zuvor eine extrem Situation erlebt hat !! Ich will nur noch mein Kind schützen aber ich weiß nicht mehr wie !! Die Klassen Lehrerin sagt es ist Mobbing und ich soll jeden kleinsten Zwischenfall melden. Nur ich habe das Gefühl das es viel schlimmer wird sobald die Lehrerin reagiert !!! Ich habe Angst um mein Kind,da er eh schon depressiv war!! Klassenkonferenzen zeigen keine Wirkung etc..

Dann kommt noch hinzu,wenn er die Schule wechselt dann hat er die betreffenden Kinder wieder in seiner Nähe. Aber ich möchte ihn auch nicht aus seiner Umgebung nehmen.Kann ich eh nicht,weil ein Kind z.B. unser unmittelbarer Nachbar wird und auch u.A. unsere Spielfläche mit benutzt. ….

Informationen zur Lösung

ADHS Kinder sind offensichtlich wesentlich schneller in der Opferrolle als andere Kinder. Sie gehören zu den sog. provozierenden Opfer, weil sie einen starken Gerechtigkeitssinn haben und sehr lautstark protestieren. Lehrer neigen dazu, diese Kinder zu Tätern abzustempeln, weil sie häufig  nur die Gegenreaktion mitbekommen. Zumindest im Fallbeispiel hat die Lehrerin die Opferrolle erkannt.

Sehr befremdend ist der Zeugniseintrag “ hat unkontrolliertes Verhalten , kann nicht reflektieren“. Welch ein Anspruch an einen 10 Jährigen.

Warum die Mobbingattacken nach einer Intervention seitens der Schule stärker werden lässt folgenden Rückschluss zu.

Immer wieder glaubt die Schule, wenn mit den Tätern, mit der Klasse geredet wurde, wenn ein Täter-Opfer Gespräch stattgefunden hat ( ggf. auch durch Streitschlichter) sei die Angelegenheit erledigt denn sie hätten etwas unternommen. DAS GEGENTEIL IST DER FALL, wie zahlreiche Studien belegen und wie im Fallbeispiel erlebt!

Siehe dazu auch: Mobbe und herrsche oder die Datei Lehrerirrtümer zum Download .

Zur Idee des Schulwechsels oder Klassenwechsels

Das ist zunächst keine gute Idee. Ein Wechsel sieht das Schulgesetz als Ordnungsmaßnahme (Strafe) vor. Das bedeutet, dass das Opfer zusätzlich bestraft wird. Es gibt keine Garantie, dass es woanders besser wird, denn im Zeitalter von Internet, Handy und SMS eilen entsprechende Informationen dem Opfer voraus. Zudem sollte herausgefunden werden, warum ein Kind zum Opfer wird und daran muss gearbeitet werden. Solange das nicht bekannt ist, wird ein alleiniger Wechsel nur vorübergehend helfen.

Stellen Sie sich vor ihr Auto rostet (Mobbing). Warum glauben Sie dass der Rost besser wird, nur wenn Sie künftig woanders parken (Schulwechsel)?  ( Das tun sie natürlich nicht!)

Zugegeben, es gibt noch ein paar wenige (?) sehr resistente Schulen mit uneinsichtigen Lehrern und da ist ein Schulwechsel eine echte Befreiung. Es ist Aufgabe der Schule das abzustellen und wenn die nicht wissen wie, haben auch sie Informationspflicht. Was so in den einzelnen Bundesländern von den Ministerien vorgesehen ist sehen Sie hier.

Ihre Kommentare nur per Email