Liebe Mobbinggeplagte,

das zentrale Problem des von dem Mitschülerkreis ausgehende Mobbing ist nur in seltenen Fällen mithilfe der Lehrerschaft lösbar. Die Lehrer sind nur der Kathalysator für die Angriffe der Mitschüler – entweder stärken oder, wenn man Glück hat, schwächen sie die Übergriffe; niemals aber können sie diese vollständig unterbinden.
Der Grund hierfür ist einfach: In jeder nicht nur vorübergehend bestehenden Gruppe – somit auch in der Schulklasse – bildet sich unvermeidbar eine Hierachie. Eine solche Rangordnung wird von den einzelnen Schülern einer Klasse aber in den wenigsten Fällen anerkannt, denn den einzelnen Schüler ist keine Autorität gegeben, sich über einen anderen – ganz gleich welcher Art – zu erheben. Wer sollte auch bestimmen, dass jene oder jener den Ton anzugeben haben. Im Gegenteil: alle Schüler sind gleich!
Trotzdem bilden sich aufgrund besserer Noten, sportlicherer Verfassung, besseren Aussehens oder größerer materieller Ausstattung die unterschiedlichsten Positionen heraus. All diese Bedingungen führen dann doch zu einer „heimlichen“, subtielen Rangordnung.

Ein Mittel, in dieser Rangordnung aufzusteigen, ist nun aber auch das Erniedrigen eines dieser Rangordnung Unterworfenen. Genauso wie es sich mit guten Noten Anerkennung zu erwerben lohnt, kann Achtung in der Gruppe und damit Aufstieg in der Rangordnung mit der Unterdrückung anderer erkauft werden. Es ist deswegen kein Zufall, dass die meisten Mobbingtäter mit keinen anderen Pfunde – wie gute Noten – zur Beförderung ihres Respektes wuchern können.

5 Gedanken zu „

  1. Hallo,

    ich glaube sehr wohl, dass eine Lehrkraft das ganze beenden kann. Bei mir war das nämlich so. In der 3. Klasse fing das Mobbing von einer Lehrerin aus an. Über die Jahre hinweg hat sich das Mobbing auf das ganze Dorf ausgebreitet. Eine Lehrerin hat mit meiner Klasse ein sehr langes Gespräch geführt. Ab da bin ich nicht nur einigermaßen mit der Klasse ausgekommen (es haben sich ALLE entschuldigt). Ich habe mich mit dem ganzen Dorf besser verstanden.

    Und gute Noten sind nicht immer förderlich für die Rangordnug. Ein Punkt, weswegen ich Probleme hatte waren nämlich meine guten Noten. Ich war damals noch auf der Hauptschule. Habe dann auf eine Wirtschaftsschule gewechselt um die Mittlere Reife zu machen. Dort wurde ich dann nur noch ausgeschlossen, womit ich einigermaßen klar gekommen bin. Aber auch mitunder, weil ich immer nur die Streberin war. Inzwischen bin ich auf einem Gymnasium und habe einen Durchschnitt von 2,7. Also Mittelmäßige Noten. Ich komme dort super mit allen zurecht. Ich weiß, dass meine Noten nur ein Grund von vielen waren und das ich vermutlich ein Einzelfall bin. Aber sind wir das nicht alle???

    Liebe Grüße Eve

  2. Hi

    grundsätzlich ist es so, dass in der Lehrerausbildung keine Instrumentarien vermittelt werden, die sie in die Lage versetzten, bei Mobbing handlungsfähig zu werden.

    Es obliegt also dem persönlichen Geschick, der Feinfühligkeit oder dem persönlichen Interesse der Lehrkraft hier Kompetenz zu erwerben. Dazu nötig ist die persönliche Bereitschaft und das Engagement. Es hat also sehr viel mit der Persönlichkeit des Lehrers zu tun, ob überhaupt etwas bewirkt werden kann.

    Das Klassenverhalten ist ein Spiegel des Lehrerverhaltens und daran kann sie/er gemessen werden.

    Schüler bringen von Haus aus immer weniger soziale Kompetenz mit. Sie sind in der Selbstfindung und müssen sich durch Abgrenzung und Einordnung in einer Rangfolge definieren. Das ist naturgegeben und völlig normal. Nicht normal sind die Mittel die oft gewählt werden.
    Die sind stark geprägt von Erfahrungen aus dem Elternhaus und aus den Medien. Bei wöchentlich über 5000 „Filmtoten“ im Fernsehen und weitaus mehr Gewaltszenen – ohne die Nachrichen zu berücksichtigen – mutiert das Ganze fast schon zur Normalität. Computer und Spiele gehören natürlich dazu, genauso wie die „schöne neue Cyberwelt“. das sog. Web 2.0, Second Life und vieles mehr.

    Dem ist durch geeigneten Unterricht, durch praktisches Training und durch Grenzen beizukommen. Das ist ein Prozess der sinnvollerweise im Vorschulalter beginnt und sich bis zur Pubertät ( und länger) durchziehen muss. Und genau da kommen die Lehrer mit dem üblichen Unsinn: “ Ich habe keine Zeit dafür, zuviel Stoff, Korrekturen “ und was sie sich sonst noch alles einfallen lassen, um nicht wollen zu müssen.

    Einverstanden, nicht jeder Lehrer ist dafür geeignet, zumal er mit seinen persönlichen Dilemmata genug zu tun hat. Dennoch ist die Forderung, dass wenigsten EINE/R an einer Schule dafür ausgebildet und von der Schulleitung entsprechend eingesetzt wird. Und was sagt die: “ Dafür habe ich keine Stunden „. Die Politik weiß natürlich um diese Dinge und anstatt dass man an der Basis für Abhilfe sorgt, lässt man einen „Schäuble“ ( Bundesinnenminister ) weiterhin seine Macht- und Kontrollstrategien verkünden. Es ist unerklärlich, warum er sich dafür instrumentalisieren lässt, zumal er selbst Opfer von Gewalt wurde. Wohin solche Kontrollen und Bespitzelungen führen haben wir am Beispiel der ehemaligen DDR erlebt: In die Freiheit. Also kein Grund zur Sorge.

    Würdevoller, respektvoller Umgang miteinander ist ein Lernziel und da sind die LehrerInnen gefordert.

  3. Ok, da stimme ich zu. Die Lehrer werden leider nicht auf Mobbing vorbereitet, obwohl Mobbing so gut wie in jeder Klasse stattfindet. Ich denke, dass jeder Lehrer etwas tun könnte, nur meistens nicht damit umzugehen weiß, oder es nicht wissen will.

    Ich bin ebenfalls der Meinung, dass die „Mobber“ nicht unbedingt an allem Schuld sind, sondern Gewalt als normal ansehen.

  4. Ich nehme mal an, Sie sind ein Lehrer? Das ist natürlich eine bequeme Ausrede, die sie da haben – ich kann nichts tun, also muß ich es auch nicht versuchen. Ich habe in meiner Schulzeit aber wie Eve eine Lehrerin erlebt, die durchaus geholfen hat. Und das genaue Gegenteil ebenso – nicht aus Hilflosigkeit, sondern aus mangelndem Interesse. Die meisten übrigen Lehrer haben wahrscheinlich einfach nichts gemerkt. Der, der nicht geholfen hat, war mein Klassenlehrer. Der kam meinen Eltern auf Nachfrage auch damit, dass er das nicht gelernt hat – dann sollte er den Klassenlehrerjob anderen überlassen, die das können. Er war aber beliebt genug, um Einfluß auf die Klasse zu haben. Tatsache ist, es war ihm schlicht egal, er hat kein Problem gesehen. Er ist als Schüler auch gehänselt worden, und es hat ihm nicht geschadet, war sein lapidarer Kommentar. Daß es einen Unterschied zwischen Hänseleien und Mobbing gibt, ist wahrscheinlich vielen Lehrern ncht bewußt. Mobbing schadet sehr wohl, es kann die Betroffenen psychisch und physisch kaputtmachen, und ist alles andere als eine kleine Meinungsverschiedenheit unter Kindern. Mobbing ist eine Straftat.
    Die andere Lehrerin war nicht unsere Klassenlehrerin. Sie hatte Pausenaufsicht und kam zufällig an unserem Klassenraum vorbei, als ich gerade auf dem Boden lag und 10 meiner lieben Klassenkameraden um mich herumstanden und mich bedrohten. Sie hat das Thema im Unterricht angesprochen, mit der ganzen Klasse, und mir damit immerhin ein Jahr Ruhe verschafft – bis zur nächsten Klassenfahrt, bei der mein Klassenlehrer die Verantwortung hatte und natürlich nichts unternommen hat. Das Mobbing ging bei mir über Jahre, und nur *eine einzige* Lehrerin hat jemals etwas dazu gesagt. Eigentlich ein Armutszeugnis, oder?

  5. Also es gibt mit sicherheit Fälle, in denen Lehrer das Mobbing beendet haben. Aber bei mir war das nicht der Fall. Lehrer sind zwar verantwortlich, dass das Mobbing beendet wird, aber viele Mobber reagieren nicht mal auf deren Ermahnungen und machen einfach weiter. So war es bei mir. Es soll sogar Lehrer geben, denen es scheinbar egal ist, ob Schüler gemobbt werden oder nicht.

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